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2019.02.25

Patentübersetzungen

Wie ich die NIPTA-Prüfung für Patentübersetzer bestanden habe – Teil 4


Im Oktober 2017 fand in Japan der NIPTA (Nippon Intellectual Property Translation Association) Übersetzungstest für Übersetzer von Patenttexten (mehr Informationen hier) statt. Fünf unserer Übersetzer haben die Prüfung bestanden. Vier von ihnen bestanden die Englischprüfung und einer die Deutschprüfung.

Im Dezember letzten Jahres haben wir Ihnen den Bericht von Frau Nodoka Yagura über ihre Erfahrungen mit der Prüfung vorgestellt. Heute präsentieren wir den Bericht von Frau Haruyo Oya. Sie arbeitet als Übersetzungsprüferin für transeuro. Sie hat die Prüfung für Übersetzer von Deutsch nach Japanisch bestanden. Im Gegensatz zur Englischprüfung, die in mehrere Fachgebiete und Niveaus unterteilt ist, gibt es derzeit nur eine allgemeine Prüfung für Deutsch. Frau Oya lernt von unserem CEO Yuki Kato, seit er bei der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Tokio angefangen hat einem Kurs zur deutschen Patentübersetzung zu unterrichten. Sie ist die einzige Teilnehmerin in ganz Japan, die die Deutschprüfung bestanden hat.

Mein erster Kontakt mit Patentübersetzung

Nach meinem Germanistikstudium arbeitete ich 5 Jahre lang bei der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Tokio. Später zog ich um und meldete mich bei verschiedenen Übersetzungsbüros als freiberufliche Übersetzerin an. Seit über 20 Jahren übersetze ich hauptsächlich Projekte aus dem Deutschen ins Japanische. Ich habe alle Arten von Dokumenten übersetzt: Zeitungen, Zeitschriften, Jahresberichte und Finanzberichte, medizinische Studienberichte, Handbücher für Geräte, Rezeptbücher, etc. Ich recherchierte immer in den Bereich meines aktuellen Projekts und notierte mir wichtige Terminologie. Allerdings konnte ich dieses Wissen in zukünftigen Projekten kaum nutzen. Es fühlte sich ziemlich ineffizient an.

Außerdem erhielt ich kaum Feedback von Übersetzungsbüros. Also hatte ich keine Möglichkeit, mein aktuelles Qualifikationsniveau als Übersetzerin zu überprüfen. Das war auch etwas, worüber ich mir Sorgen machte. Eines Tages erhielt ich einen Übersetzungsauftrag für eine alte Patentschrift. Davor wusste ich nicht einmal, dass es solche Dokumente gibt. Damals konnte ich die Übersetzung dank der Hilfe eines Kollegen gerade noch rechtzeitig fertigstellen. Aber ich erkannte, dass mir Wissen fehlte, um solche Texte zu übersetzten. Auf der Suche nach einem Weg, Patentübersetzung zu lernen, stieß ich auf den Kurs für deutsche Patentübersetzung der Japanisch-Deutschen Gesellschaft Tokio.

Ich war mit meinen Sorgen nicht allein

Ich habe den Kurs 5 Jahren lang einmal im Monat besucht. Er begann mit der Erklärung des Grundwortschatzes und langsam begannen wir, Patentschriften selbst zu übersetzen, die dann vom Lehrer korrigiert wurden.

Ich habe gelernt, wie man die speziellen Formulierungen von Patentschriften übersetzt, wie man Satzzeichen richtig verwendet, etc. Wir lernten aber auch technische Konzepte, wie z. B. den Unterschied von Benzin- und Dieselmotoren. Die Schüler kamen aus allen sozialen Schichten. Es gab Studenten, Angestellte im öffentlichen Dienst, In-house und freiberufliche Übersetzer, Patentprüfer vom Patentamt und sogar Musiker. Ich konnte mit meinen Kommilitonen über alle möglichen Themen diskutieren, was für mich sehr spannend war, da ich schon lange allein als freiberufliche Übersetzerin gearbeitet hatte.

Ich erkannte, dass ich nicht die Einzige war, die sich Sorgen um ihre Übersetzungskompetenz machte. Auch freiberufliche und In-house Übersetzer teilten das Problem, dass sie niemanden hatten, mit dem sie Probleme mit deutschen Übersetzungen besprechen konnten.

Wissenschaft war nicht meine Stärke, aber durch diesen Kurs lernte ich mehr über den Aufbau und die Funktionen von technischen Geräten. Es war faszinierend, dass man auch sehr komplexe Zusammenhänge allein mit Worten definieren kann. Ich wollte mich weiter mit dem Thema beschäftigen, bis ich auch Aufträge für Patentübersetzungen übernehmen könnte.

Wie ich mich entschieden habe, die NIPTA-Prüfung abzulegen

In meinem 5. Jahr im Übersetzungskurs wurde ich als Übersetzungsprüferin bei transeuro eingestellt. Ich dachte, dass das Lesen der Übersetzungen von professionellen Patentübersetzern der beste Weg wäre, um zu lernen. Ich hatte Recht.

Selbstverständlich wurden schwierige technische Konzepte präzise übersetzt. Darüber hinaus waren die Texte für Leser leicht verständlich und so formuliert, dass es kaum möglich war, sie falsch zu interpretieren. Je mehr Patentschriften mit den entsprechenden Übersetzungen ich las, desto mehr lernte ich.

In einer firmeninternen Mail las ich, dass die NIPTA-Prüfung für Patentübersetzer nun auch eine Prüfung für Deutsch anbietet. Ich sah mir ein paar alte Prüfungsfragen der Englischprüfung an und mir wurde klar, dass es sich um eine Menge Text handelt, der in begrenzter Zeit übersetzt werden musste.  Ich wollte schon alles an den Nagel hängen, aber im Leitfaden der Prüfung stand, dass die Prüflinge der Deutsch- und Chinesischprüfung ein Feedback erhalten würden, die ihnen für ihr weiteres Studium helfen sollte. Während ich den Kurs an der Japanisch-Deutschen Gesellschaft besuchte, haben mir die Korrekturen des Lehrers immer sehr geholfen, meine Schwachstellen zu verstehen. Daher musste ich diese Gelegenheit für eine objektive Bewertung meiner Übersetzungsfähigkeiten nutzen.

Der Druck der Zeitbegrenzung

Im Rahmen des Kurses der Japanisch-Deutschen Gesellschaft war es in Ordnung, nur einen Teil der Hausaufgaben einzureichen, wenn man nicht alles rechtzeitig erledigen konnte. Deshalb war ich nicht an eine Zeitbegrenzung gewöhnt, wie Prüfungen sie mit sich bringen. Ich hatte mein Glossar, das ich im Laufe des Kurses erstellt hatte und musste nicht mehr nach Grundlagenvokabular recherchieren. Trotzdem hatte ich nachdem ich alle Prüfungsaufgaben übersetzt hatte, nur noch genug Zeit, um grob nach typographischen Fehlern zu suchen. Obwohl es mein erstes Mal war, Patentdokumente im Bereich Chemie und Elektronik zu übersetzen, hatte ich keine großen Probleme damit. Das habe ich meiner Tätigkeit als Übersetzungsprüferin von Dokumenten in diesen Bereichen zu verdanken.

Letztendlich hatte ich ein paar Übersetzungsfehler und war ein wenig enttäuscht. Aber das Feedback, das ich später erhielt, hat mir bei meinem weiteren Studium wirklich geholfen. Ich hatte das Ziel, das ich mir für die Prüfung gesetzt hatte, erreicht.

Noch ein langer Weg bis zum Ziel

Seit der Prüfung arbeitete ich immer noch als Prüfer für Transeuro, aber habe auch angefangen, nach und nach an deutschen Patentübersetzungen zu arbeiten. Wenn ich mir das Feedback ansehe, das ich erhalte, stelle ich fest, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe. Das Know-how, das ich während des Kurses erworben habe, hilft mir auch heute noch.

Als Übersetzungsprüferin lese ich Übersetzungen aus vielen verschiedenen Bereichen, aber ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages so viel Spaß an einer Patentschrift für Chemie haben würde.

Ich bin zutiefst beeindruckt, dass hinter unseren alltäglichen Dingen so enorme Texte stecken. Die Arbeit eines Übersetzungsprüfers steht in direktem Zusammenhang mit der Aufgabe, Texte für den Leser leicht verständlich zu machen. Ich möchte meine Fähigkeiten als Prüferin mit der Hilfe aller, die mich unterstützen, weiter verfeinern.

Wie hat Ihnen der Bericht von Frau Oya gefallen? Lassen Sie uns gerne einen Kommentar da.

Hier finden sie weiter Berichte zur NIPTA Prüfung.

Teil 1 – Hiroyuki Omata

Teil 2 – Chieko Matsumoto

Teil 3 – Nodoka Yagura

 


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