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2021.01.25
Deutsche Sprache
Was ist Hochdeutsch und wie ist es entstanden?
Deutsch wird von schätzungsweise 100 Millionen Menschen auf der ganzen Welt gesprochen. Es wird auch außerhalb Deutschlands in der Schweiz, in Österreich und anderen Ländern gesprochen, jeweils mit einem eigenen Dialekt. Allerdings unterscheidet sich das Hochdeutsch in der Schweiz von dem in Deutschland und auch wieder vom Hochdeutsch in Österreich. Deutsch gilt als „multizentrische Sprache“ mit mehreren Sprachnormen. Wie hat sich das Hochdeutsch in Deutschland entwickelt und wie ist so vielfältig geworden?
Vom Latein zu Deutsch
Hochdeutsch als Schriftsprache soll sich um 1800 etabliert haben. Da Deutschland eine lange Geschichte von Territorialstaaten hatte und sich nur langsam vereinigte, gab es viele regionale Dialekte in der Sprache, und die Etablierung einer Standardsprache verzögerte sich. In anderen großen europäischen Ländern hatte sich beispielsweise London im Vereinigten Königreich bereits im 14. Jahrhundert und Paris in Frankreich im 13. Jahrhundert als politisches und wirtschaftliches Zentrum etabliert. Die Sprachen dieser Städte bildeten die Grundlage für die Standardsprache. Darüber hinaus war Latein in der mittelalterlichen europäischen Gesellschaft die offizielle, gemeinsame und „heilige“ Sprache. Alle offiziellen Dokumente und akademischen Begriffe waren in Latein, während Deutsch als Sprache für das einfache Volk behandelt wurde. Mit dem Untergang der katholischen Kirche und der Ausweitung der wirtschaftlichen Aktivitäten durch den Niedergang der feudalen Agrargesellschaft und den Übergang zum Frühkapitalismus stieg jedoch der Bedarf an Deutsch, und ab dem 14. Jahrhundert begann man, schriftliche Texte in deutscher Sprache, statt in lateinischer Sprache aufzuzeichnen.
Martin Luthers Errungenschaften für ein „gemeinsames Deutsch“
Der erste große Wendepunkt in der Entwicklung der deutschen Standardsprache fällt in das 16. Jahrhundert, als die Reformation stattfand. Martin Luther (1483-1546), ein religiöser Revolutionär aus Deutschland (damals Heiliges Römisches Reich), übersetzte das Alte und Neue Testament, das in Hebräisch und Altgriechisch verfasst war, ins Deutsche. Damit trug wesentlich zur Vereinheitlichung und Standardisierung der deutschen Sprache bei.
Die Grundlage von Hochdeutsch war ursprünglich das Oberostdeutsche, das vor Luthers Übersetzung die Basis der Wiener Hofsprache war, und das Ostmitteldeutsche (auch Thüringisch-Obersächsisch genannt), das in den Herrschaftsgebieten des Kurfürstentums Sachsen einschließlich der Meißner Hofsprache übernommen wurde. Sie wird auch lutherisches Deutsch genannt, weil Luther sie in seiner Bibelübersetzung verwendete. Luther erklärte in seinen „Tischreden„, er verwende ein „gemeinsames Deutsch“, das von allen verstanden werden könne. Dieses gemeinsame Deutsch stützte sich auf die sächsische Sprache, und die Standardisierung und Normierung der deutschen Sprache setzte sich im Laufe der Zeit durch. Hinzu kommt, dass die Entwicklung der Gutenbergschen Drucktechnik und die Verbreitung von Propagandaschriften für die breite Öffentlichkeit während des Bauernkriegs ebenfalls wichtige Faktoren für die Normierung der deutschen Sprache waren. So begann man, Texte in deutscher Sprache, statt in lateinischer Sprache zu verfassen.
Deutsch als Nationalsprache und die Normierung der deutschen Sprache
Im 17. Jahrhundert, als Deutschland durch den Dreißigjährigen Krieg verwüstet wurde, übernahm die Oberschicht das Französische als bevorzugte Sprache, ebenso wie sie sich das französische Wirtschafts- und Politiksystem zum Vorbild nahm. Im 18. Jahrhundert legte Gottsched (1700-1766) in seinen Grundzügen der deutschen Grammatik eine normative Grammatik vor, die zum Vorbild wurde und sich verbreitete. Durch die Bemühungen von Grammatikern, Dichtern, Schriftstellern und Philosophen des 17. und 18. Jahrhunderts wurde das Standarddeutsche nicht nur zu einer grammatischen Norm, sondern auch zu einer Gelehrtensprache, die bis zum frühen 19. Jahrhundert verfeinert und perfektioniert wurde.
Wie aus dem Entstehungsprozess ersichtlich ist, entwickelte sich das Hochdeutsch nicht als Erweiterung der gesprochenen Sprache, sondern wurde auf der Grundlage der Ideale und Ideologien des Bildungsbürgertums entwickelt und standardisiert. Auch über das moderne Deutsch sagt man, dass es herausragende Merkmale als akademische und literarische Schriftsprache aufweist.
Wir hoffen, dass Ihnen unser Exkurs über die Entwicklung von Hochdeutsch gefallen hat. Bei transeuro sind wir Experten für alles, was die deutsche Sprache betrifft. Bitte kontaktieren Sie uns, wenn Sie Übersetzungen aus dem Deutschen oder ins Deutsche benötigen.
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