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2019.07.03
Kanda
Ein Leben ohne Ersparnisse – Kita-norimonochō und die Edokko
Kanda ist eine Stadt der Handwerker und die Namen vieler Stadtteile sind direkt von Berufsbezeichnungen abgeleitet. Der Teil von Kanda, wo sich transeuro befindet, heißt Kita-norimonochō. Norimono ist Japanisch für Fahrzeug, doch was für Fahrzeuge sind gemeint?
Eine Theorie besagt, dass Sänften gemeint sind (ein Gestell zur Beförderung einer Person, das von Menschen getragen wird. Personen mit hoher Stellung und reiche Personen sind damit gereist.). Andere sagen, es handelt sich hier um Mikoshi (tragbare Schreine, in denen zu Festen die Götter transportiert werden. Sie werden von mehreren Menschen getragen. Menschen selbst reisen nicht mit einem Mikoshi.)
Waren es nun Fahrzeuge für Menschen oder für Götter, die in Kanda gefertigt wurden?
Nichts wurde auf die hohe Kante gelegt
Wenn man sich das oben gezeigte Schild ansieht, dass vom Chiyoda Bezirk, in dem die Nachbarschaft Kanda liegt, aufgestellt wurde, kann man feststellen, dass es sich bei den Bewohnern von Kita-norimonochō um Handwerker handelte, die Sänften hergestellt haben. Man sagt, dass die Handwerker der Edo-Zeit kein Geld auf die hohe Kante gelegt haben. Das Geld, das an einem Tag verdient wurde, wurde auch am selben Tag ausgeben. Sie legten auf Geld keinen großen Wert, gaben es stets großzügig aus und sparten nichts davon an.
Wie finden Sie eine solche kurzfristige Lebensplanung? Eher fahrlässig oder würden Sie auch gerne einmal ausprobieren, so zu leben?
Konnten die Handwerker so überleben?
Schauen wir uns einmal die Bezahlung der Handwerker genauer an. Viele Handwerker lebten während der Ausbildung bei Ihrem Lehrmeister. Da es keinen Mindestlohn gab, bekamen sie meist nur ein geringes Gehalt, aber Essen und Schlafplatz wurden bereitgestellt. Auch um Bekleidung wurde sich gekümmert. Sie lebten nicht im Luxus, waren aber insgesamt sozial abgesichert. Bei so einer Bezahlung bleibt natürlich kein Geld übrig. Auch nach der Ausbildung waren sie häufig Tagelöhner. Wenn man das ganze Geld, das man verdient hatte, ausgegeben hatte, konnte man ja einfach am nächsten Tag wieder welches verdienen.
Wenn die Handwerker soweit waren, dass sie sich selbständig machen konnten, dann war es auch möglich, ein Haus zu besitzen. Die Häuser der Edo-Zeit waren aber keine freistehenden Einzelhäuser, sondern Reihenhäuser, es sei denn, man zählte zu den Territorialfürsten oder zur reichen Oberschicht.
Die Reihenhäuser der Edo-Zeit waren so aufgebaut, dass die Bewohner nur eine Wand von ihren Nachbarn trennte. In solchen Häusern lebten hauptsächlich Großfamilien. Man unterstützte sich gegenseitig und Lebensmittelvorräte wurden gerecht aufgeteilt. Es gab auch Reihenhäuser, die wegen des großen Brandrisikos bei Kochstellen nur eine einzige Küche für alle Bewohner hatten. Persönlicher Besitz wurde als gemeinschaftlicher Besitz betrachtet. In so einer Gemeinschaft konnte man sich darauf verlassen, dass man Unterstützung bekam, wenn man aufgrund von Krankheit nicht arbeiten konnte.
Crowdfunding im Alltag der Edo-Zeit
Es ist sehr bekannt, dass es in der Edo-Zeit unzählige Brände in Städten gab. Egal, wie viel man auch angespart hatte, wenn es verbrannte, war alles dahin. Das heißt aber auch nicht, dass die Menschen in der Edo-Zeit ihr Geld verschleudert haben. Wie bereits erwähnt, basierte das Zusammenleben der Handwerker der Edo-Zeit stark auf gegenseitiger Unterstützung. So lange man am Leben war, ging es irgendwie weiter.
Auch ein Crowdfunding-Modell, ähnlich wie es das heute gibt, existierte bereits. Es wurden kleine Kooperationsgemeinschaften gegründet, die Geld ansparten, das bei Geburten, Todesfällen und Festen in der Gemeinschaft verwendet wurde. Auch wenn man bei einem Brand viel verlieren konnte, so schien bei den Handwerkern der Edo-Zeit der Fokus nicht auf Vermögen und Besitz zu liegen, sondern auf der Gemeinschaft der Menschen untereinander. Eine Lebensweise, über deren Vor- und Nachteile es sich auch heute noch lohnt, einmal nachzudenken.
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