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2019.07.24

Kanda

Der stillgelegte Manseibashi Bahnhof


Im fünften Artikel über Kanda geht es um einen gespenstischen Bahnhof. Wussten Sie, dass es zwischen den Bahnhöfen Kanda und Ochanomizu noch einen weiteren Bahnhof gab? Warum wurde dieser Bahnhof, der von 1912 bis 1943 über 30 Jahre in Betrieb war, gebaut und warum hat man ihn stillgelegt?

 

Modell des Manseibashi Bahnhofsエキュートの中にある)

Modell des Manseibashi Bahnhofs

Deutsche Technologie in Kanda – eine unerwartete Kombination

Während der Edo-Zeit war das Gebiet um den Manseibashi Bahnhof ein Handwerkergebiet.

In der Meiji-Zeit wurde es mehr und mehr zu einem lebendigen Geschäftsbezirk. Da liegt es auf der Hand, dass man an so einem Ort, wo viele Menschen zusammenkommen, eine Bahnstrecke bauen möchte.

Doch wie man sich leicht vorstellen kann, ist es nicht so einfach, den dafür notwendigen Platz in einem belebten Stadtviertel zu schaffen. Hier hat man sich die Berliner Stadtbahn als Modell genommen, deren Gleise auf Viadukten verlaufen. Von 1630 bis 1853 war Japan aufgrund der Politik des Tokugawa-Shōgunates stark von der Außenwelt abgeschottet. Nach dem Ende dieser Isolationspolitik hat Japan viele Technologien aus Deutschland übernommen und sogar in Kanda gibt es ein Relikt deutscher Technologie. Auch nach dem großen Kantō-Erdbeben wird dieses Viadukt immer noch als Brücke für eine Bahnlinie in Tokyo, die Chūō-Linie, genutzt.

 

Das Viadukt heute: Roter Backstein wurde nach Ende der Edo-Zeit auch in Japan hergestellt.

Das Viadukt heute: Roter Backstein wurde nach Ende der Edo-Zeit auch in Japan hergestellt.

Der Manseibashi Bahnhof 2019

Die Pläne des Bahnhofsgebäudes stammen von Tatsuno Kingo, der auch den Tokyo Hauptbahnhof entworfen hat. Es war ein prachtvolles Backsteingebäude, jedoch ist es 1923 beim großen Kantō-Erdbeben abgebrannt.

Das Bahnhofsgebäude wurde verkleinert wiederaufgebaut, doch durch die Eröffnung neuer Bahnlinien und weil die Bahnhöfe Kanda und Akihabara in Laufweite sind, ist die Anzahl der Fahrgäste stark gesunken. So wurde der Bahnhofsbetrieb 1943 vorübergehend eingestellt bzw. eigentlich wurde der Bahnhof stillgelegt.

Wenn man mit der Bahn fährt, ist der Ort, wo einst der Bahnhof war, schwer auszumachen. Heute wird das Gebäude, das jetzt “mAAch ecute“ heißt, als Shopping- und Restaurantkomplex genutzt. Wenn man das “mAAch ecute“ besucht, kann man sich vorstellen, wie es früher ausgesehen hat.

 

hemalige Treppen des Bahnhofs im mAAch ecute, die Treppe und Wandfläche sind im Originalzustand

hemalige Treppen des Bahnhofs im mAAch ecute, die Treppe und Wandfläche sind im Originalzustand

Zwei ehemalige Treppen des Bahnhofs sind erhalten geblieben, eine ist von 1912 und eine wurde 1935 gebaut. Die Treppe von 1912 ist aus Naturstein, die von 1935 aus Beton. Wenn man die Treppen hinaufgeht, kann man den ehemaligen Bahnsteig betreten. Man kann hier die Züge, die vorbeifahren, aus nächster Nähe beobachten; für Eisenbahnfans ist ein Besuch also ein absolutes Muss.

 

Ausblick vom ehemaligen Bahnsteig

Ausblick vom ehemaligen Bahnsteig

Tokyo setzt auf die Bahn als modernes Fortbewegungsmittel

In Tokio gibt es auf einer Fläche von 622km² 717 Bahnhöfe. Zum Vergleich: Ganz Hokkaidō hat nur 536 Bahnhöfe auf 83,450km². Warum wurden auf einer so kleinen Fläche in Tokyo so viele Bahnhöfe gebaut?

Das liegt zum einen daran, dass Edo eine mit Fokus auf die Stadtverteidigung gebaute Feudalstadt war. Die Straßenverläufe waren entsprechend verworren. Zum anderen liegt es daran, dass Wasserwege zum Transport genutzt wurden und das Straßennetz daher nicht ausgebaut war.

Daher hat die Meiji-Regierung den Ausbau der Bahnstrecken priorisiert (https://toyokeizai.net/articles/-/151130).

In der Zeit, als Japan sich abgeschottet hatte, wurden im Westen die Straßen für Pferdekutschen ausgebaut, sodass man leicht auf den Autoverkehr umstellen konnte.In Tokyo hat man die Pferdekutschen übersprungen und sich für den Bahnverkehr als modernes Fortbewegungsmittel entschieden.

In Tokyo gibt es neben dem Manseibashi Bahnhof noch 63 weitere Bahnhöfe, die stillgelegt wurden. Für Besucher mit Interesse für Geschichte lohnt sich ein Ausflug zu diesen Gespensterbahnhöfen bestimmt.


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