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2019.06.12
Kanda
Das Chiba Shusaku Narimasa Dôjô – ein Zentrum der Schwertkunst
Ist Schwertkunst gleich Kendo?
In unserem dritten Artikel über Kanda möchten wir Ihnen die Ruinen einer Schule aus der Edo-Zeit, in der eine Schwertkunst, genannt Hokushin Ittō-ryū, gelehrt wurde, vorstellen.Wenn man an japanische Schwertkunst denkt, kommt vielen zuerst Kendō in den Sinn.
Aber Schwertkunst ist nicht gleich Kendō. Die offensichtlichen Unterschiede liegen darin, dass man beim Kendō ein Bambusschwert benutzt. Ein echtes Schwert wird nicht benutzt. Außerdem handelt es sich beim Kendō im Großen und Ganzen um einen Wettkampf, der nach festen Regeln ausgetragen wird.
Bei der Schwertkunst gibt es je nach Stilart unterschiedliche Regeln und Trainingsmethoden. Auch die Ideologien unterscheiden sich. Es werden zwar auch Bambusschwerter im Training eingesetzt, das Ziel ist es, aber den Umgang mit einem echten Schwert zu erlernen. Ein Schwert kann einhändig geführt werden und es ist auch möglich zwei Schwerter zu führen.
Es gibt viele verschiedene Schwerter
Wenn man noch weiter vor die Edo-Zeit zurückgeht, ging es in der Schwertkunst hauptsächlich darum, wie man ein Schwert als Waffe benutzt. Es war eine sehr einfache Kunst. In der Sengoku-Zeit, der Periode vor der Edo-Zeit, war ein Schwert einfach nur eine Waffe für den Krieg. Allerdings sagt man, dass im tatsächlichen Krieg Speere verwendet wurden. Ein Speer hat eine längere Reichweite und ist so dem Schwert überlegen.
Das Schwert war der letzte Ausweg im Nahkampf, doch wenn der Gegner zu nah kam, wurde die Länge des Schwertes zum Schwachpunkt. Deswegen gibt es Schwerter in vielen verschiedenen Längen und Formen.
Geht man noch weiter vor die Sengoku-Zeit zurück, so findet man wieder ganz andere Schwerter, darauf werden aber in einem anderen Artikel eingehen.
Jede Zeitperiode hatte ihre eigenen Schwerter, doch der Einfachheit halber fokussieren wir uns in diesem Artikel auf die Schwerter und die Schwertkunst in der Edo-Zeit.
Die Seele des Samurai
In der Edo-Zeit gab es keine Kriege mehr und die Bakufu-Regierung legte Regeln für die Schwerter der Samurai fest. Es wurde u. a. eine einheitliche Länge festgelegt und Schwerter wurden nur noch pro forma getragen. Für die Samurai war ihr Schwert so wichtig wie ihr Augapfel und sie trugen es voller Stolz. Im Dilemma der neuen Zeit begann die Suche der Samurai nach einer neuen Bedeutung für sich selbst und für ihre Schwerter. Eine Antwort fanden sie in einem Stil der Schwertkunst, der Spiritualismus und ein System der Qualifikationen (In der Schwertkunst gibt es verschiedene Stufen, die man durchlaufen muss, um eine Qualifikation zu erhalten. Der Aufstieg in die nächste Stufe war ein Zeichen von Fortschritt und war nur durch Erlaubnis des Lehrmeisters möglich.), in den Mittelpunkt stellte.
Der Unterricht des Chiba Dôjô – Logik anstatt Spiritualität
Eine Unterform dieses Stiles ist der Hokushin Ittō-ryū, die auf dem ehemaligen Gelände des Dôjô vorgestellt wird. Der Erfinder dieses Stils war Chiba Shūsaku. Er verband drei Stile, die er bereits erlernt hatte, und erschuf den Hokushin Ittō-ryū. Er eröffnete ein Dôjô genannt Genbukan in Kanda-Otamagaike. Es war zum Ende der Edo-Zeit. Viele berühmte historische Persönlichkeiten wie z. B. Sakamoto Ryōma, die eine wichtige Rolle in dieser Zeit spielten, haben im Genbukan gelernt.
Bei diesem Stil ging es weniger um Spiritualität sondern ein rationales Lehren der Kunst. Das Qualifikationssystem wurde vereinfacht und es ging hauptsächlich um praktische Übung. Die Schüler wurden schnell besser und die Schule gewann an Beliebtheit bis zu einem der drei besten Dôjôs in der Edo-Zeit wurde.
Man sagt, dass diese Fokussierung auf Logik und Übung der Ursprung des heutigen Kendôs ist.
「Soreken wa shunsoku」– der Schnellere gewinnt
Man kann die einfache Verständlichkeit der Chiba Shusaku Schule mit dem japanischen Sprichwort 「Soreken wa shunsoku」(wörtl. Übersetzung „In der Schwertkunst ist es am wichtigsten schnell zu sein.”) beschreiben.
Es hat eine tiefe Bedeutung, doch diese wird nur jenen klar, die sich intensiv mit der Schwertkunst auseinandersetzen. Einfach gesagt, heißt es „der Schnellere gewinnt“, was eigentlich offensichtlich ist. Doch genau diese Art, das Offensichtliche zu Lehren war damals so fortschrittlich. In dieser Zeit wurde an vielen Schulen gelehrt, wie man zu „Nichts“ wird. Doch wenn man gesagt bekommt, werde zu „Nichts“, ist das viel zu abstrakt und man kann sich darunter nichts vorstellen. Da war es doch viel besser ein konkretes Übungsziel zu haben. Zu trainieren, der Schnellste zu werden, ist einfacher als zu trainieren, wie man zu „Nichts“ wird.
Wenn Sie Interesse an der Schwertkunst haben, ist ein Besuch der Ruinen des Chiba Shusaku Narimasa Dôjô bestimmt interessant für Sie.
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